Fachbereich 7

Projekt "Niederdeutsch in Westfalen"


Navigation und Suche der Universität Osnabrück


Hauptinhalt

Topinformationen

Die Frensweger Handschriften

Die literarisch-produktive und sammlerische Tätigkeit des ehemaligen Klosters Frenswegen, gelegen bei Nordhorn in der Grafschaft Bentheim, hat dem Projekt ein beeindruckendes Korpus an sprach-, literatur- und kulturgeschichtlich bisher unerforschten niedersächsisch-westfälischen Schriftzeugnissen eröffnet. Die Handschriften des 14. und 15. Jahrhunderts aus klerikalem Besitz können ein deutliches Bild der geistlichen Grundlagen jener religiösen Strömung vermitteln, die unter dem Namen Devotio moderna von den heutigen Niederlanden ausgehend den Nordwesten Deutschlands eroberte und die dortige Klosterlandschaft prägte. Bereits 1400 schloss sich mit dem Kloster Frenswegen das erste deutsche Kloster der Windesheimer Kongregation an und setzte die Reformbemühungen Geert Grotes (1340-1384, 'Begründer' der Devotio moderna) fort. Geert Grote und seine Nachfolger bemühten sich beständig, den  Besitz von religiösem Schrifttum zu vermehren und widmeten dem Ausbau ihrer Bibliotheken große Aufmerksamkeit. Der ehemalige Bestand der Frensweger Bibliothek, etwa zweihundert Handschriften, von denen etwa die Hälfte erhalten sind, ist über einen Katalog (I. Stahl: Die Handschriften der Klosterbibliothek Frenswegen. Wiesbaden 1994) erschlossen. Ein großer Teil der Frensweger Handschriften befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Straßburg, deren ursprüngliche Bestände nach einem Brand im Jahr 1870 weitgehend zerstört worden sind. Durch eine Schenkung des Fürsten von Bentheim und Steinfurt gelangte der Restbestand der Klosterbibliothek nach Straßburg. Unter den heute in der Universitätsbibliothek verwahrten Handschriften finden sich sechs umfangreiche mittelniederdeutsche Codices mit insgesamt vierzehn Texten, darunter auch eine zusammenfassende Übersetzung des Dialogus des Kirchenvaters Gregorius oder die Übersetzung des Bonum universale de apibus (Thomas von Cantimpré).

Weitere fünf  mittelniederdeutsche Handschriften befinden sich in der Bibliothek des Klosters St. Agatha in Cujk (NL), darunter auch das älteste (etwa 1410 - 1420 entstandene) Exemplar des Frensweger Vokabulars.  Als ein vor allem kulturgeschichtlich interessantes Textdokument hat die 1490 entstandene Chronik der Windesheimer Kongregation zu gelten, die heute in der Universitätsbibliothek Utrecht liegt.